What is Ecocide

Gemäß den bekannten planetaren Grenzen ist ein Ökozid definiert als eine umfangreiche Schädigung oder Zerstörung mit signifikanten und andauernden Änderungen der globalen Gemeingüter oder der irdischen Ökosysteme, auf welche alle Lebewesen im Allgemeinen sowie die Menschheit im Besonderen angewiesen sind bzw. ist. Somit schließen Ökozids zwar alle größeren Umweltkatastrophen mit ein, beziehen sich aber primär auf anthropogene (d.h. menschlich verursachte) Einflüsse: Die Ausbeutung der endlichen irdischen Ressourcen durch die Menschen hat einen rapiden Klimawandel sowie das sechste Massensterben hervorgebracht, dessen Zeitzeugen wir heutzutage sind. Infolgedessen ist das Überleben sowohl der gegenwärtigen als auch der zukünftigen Generationen bedroht. Um also die biologische Vielfalt und die Rechte künftiger Generationen zu bewahren, bedarf es einer Neudefinition von Wohlbefinden und Wohlstand – einer, die auf dem wissenschaftlichen Verständnis hinsichtlich der Stabilität des globalen Ökosystems basiert und zum Schutz dieser Rechte vor unternehmerischen Begehrlichkeiten in den internationalen rechtlichen Rahmenbedingungen verankert ist.

 Was sind die globalen Gemeingüter und das Ökosystem der Erde?

Photograph: Global Environment Facility

Bild: Globale Umweltfazilität

Die globalen Gemeingüter stellen natürliche Gebiete dar, gegenüber denen keinem Nationalstaat Exklusivrechte zustehen, da aufgrund derer Natur (z. B. Weltraum, Erdatmosphäre) oder einer internationalen Vereinbarung (z. B. Antarktisvertrag 1959) ein rechtliches Eigentum ausgeschlossen ist. So umfassen die globalen Gemeingüter Ozeane und Meere jenseits der Territorialgewässer, die Atmosphäre, den Weltraum, die Arktis sowie Antarktis und grenzüberschreitende Flüsse und Seen. Deren biologische Vielfalt sollte erhalten bleiben. Zudem sollten, unserer Auffassung zufolge, das Grundwasser, biochemische Kreisläufe, wandernde Arten und Genpools ebenfalls als globale Gemeingüter anerkannt und geschützt werden.

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Die Erde ist aus mehreren Teilsystemen oder „Bereichen“ zusammengesetzt. Diese treten miteinander in Wechselwirkung und ergeben auf diese Weise ein komplexes und sich kontinuierlich veränderndes Ganzes, welches als Erdsystem bezeichnet wird. Dabei sind vier Teilsysteme zu unterscheiden: Die Atmosphäre ist die Schicht der Gase, welche die Erde umgeben; die Biosphäre besteht aus allen lebenden Organismen auf der Erde; die Geosphäre ist die physische Erde, die Gesteinsschmelze und der Boden; die Hydrosphäre umfasst all das Wasser unseres Planeten. Demzufolge konstituieren die Menschen einen Teil des Erdsystems – Sie beeinflussen die Materialien und Prozesse des Erdsystems und werden ihrerseits durch diese beeinflusst. Diese Gebiete, Systeme und Zyklen sind für das gesunde Funktionieren des globalen Ökosystems als essenziell einzustufen und sollten, um deren entscheidende Balance zu erhalten, nicht länger als Schauplätze der Verschmutzung und Überbeanspruchung dienen.

Was sind die planetaren Grenzen?

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Neun planetare Grenzen

1. Klimawandel
2. Veränderung der Biosphärenintegrität (Verlust der Artenvielfalt und Aussterben der Arten)
3. Stratosphärischer Ozonabbau
4. Ozeansäurebildung
5. Biogeochemische Strömungen (Phosphor- und Stickstoffkreisläufe)
6. Änderung der Landnutzung (z. B. Entwaldung)
7. Frischwassernutzung
8. Atmosphärische Aerosolzusammensetzung (mikroskopische Partikel in der Atmosphäre, die Einfluss auf das Klima und lebende Organismen ausüben)
9. Einführung neuer Gebilde (z. B. organische Schadstoffe, radioaktive Stoffe, Nanomaterialien und Mikrokunststoffe).

Diese planetaren Grenzen fungieren zugleich auch als Begrenzungen bezüglich der Stabilität des globalen Ökosystems (welche 2009 von Johan Rockströms wissenschaftlichem Team bestimmt, und im Januar 2015 von Will Steffens Team des „Stockholm Resilience Centre“ überarbeitet wurden), jenseits derer die menschliche Existenz bedroht ist. Hierbei zeigt die Wissenschaft, dass diese neun Prozesse und Systeme die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Erdsystems regulieren – die Wechselwirkungen von Land, Ozean, Atmosphäre und Leben, welche zusammen Bedingungen schaffen, von denen unsere Gesellschaft abhängt.

Derweil sind vier der neun planetarischen Grenzen als Resultat menschlicher Aktivitäten überschritten, zu welchen der Klimawandel, der Verlust der Biosphärenintegrität, die Änderung der Landnutzung sowie veränderte biogeochemische Kreisläufe (Phosphor und Stickstoff) zählen. Zwei von diesen wiederum, nämlich der Klimawandel sowie die Biosphärenintegrität, sind das, was Wissenschaftler als „Kerngrenzen“ charakterisieren, denn eine wesentliche Modifikation auch nur einer der beiden „Kerngrenzen“ würde „das Erdsystem in einen neuen Zustand bringen“:

“Das Überschreiten einer Grenze steigert das Risiko, dass menschliche Aktivitäten das Erdsystem unachtsam in ein signifikant weniger gastfreundliches Stadium treiben könnten. Dies wäre seinerseits der Bemühungen, Armut zu verringern, hinderlich und würde ebenso in einen Rückgang menschlichen Wohlbefindens in vielen Ländern der Welt – inkl. der wohlhabenden Länder – münden“, erklärt Professor will Steffen.

Die planetaren Grenzen sind also untrennbar miteinander verknüpft und die Übertretung von einer erhöht das Risiko, andere Grenzen ebenso zu überschreiten (bspw. beeinflusst der Klimawandel den Süßwasserzyklus wesentlich). Professor John Rockström macht entsprechend geltend, dass, sobald einmal bestimmte Schwellwerte überschritten seien, die Gefahr einer „irreversiblen und plötzlichen Umweltveränderung“ bestehe, deren Konsequenzen für die Menschheit katastrophal seien: U.a. wird geschätzt, dass bis 2050 eine halbe Milliarde Menschen Wasserknappheit erfahren werden, wodurch das Potential für Konflikte um knappe Ressourcen intensiviert wird.

Die Erde befindet sich derzeit in der “Anthropozän” Phase ihrer geologischen Geschichte, benannt nach den beispiellosen Auswirkungen der Menschen auf die natürliche Umwelt und deren biogeochemischen Prozesse. Seit der industriellen Revolution hat menschliche Aktivität in sich ausweitendem Verlust von Biodiversität, massiver Abholzung, der Verringerung von Stickstoff und Phosphor (welche zur Bodenbearbeitung benötigt werden), Knappheit von Frischwasser, Ozeanversauerung, der Überkonzentration des atmosphärischen Kohlendioxids und schließlich in der verlorenen Unversehrtheit der Ozonschicht resultiert. Um genau zu sein, hat unser Planet diese Schwelle von vier der neuen Grenzen seit Januar 2015 überschritten.

Wer ist „End Ecocide on Earth“?

About Us

“End Ecocide on Earth” (EEE) ist eine BürgerInnenbewegung, welche die Anerkennung und Ergänzung des Ökozids als das fünfte Verbrechen im internationalen Strafrecht zum Ziel hat, das vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in gleicher Weise wie Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord, Kriegs- oder Aggressionsverbrechen geahndet wird. Wir sind ein Team passionierter Freiwilliger – mit Erfahrungen und Wissen in Bereichen der Kommunikation, des Managements und des Umweltrechts  –, die sich ernste Sorgen um unseren Planeten machen. Als Nichtregierungsorganisation stützen wir uns dabei ausschließlich auf großzügige Spenden von Personen, die unsere Sorge um die Erde und ihre Bewohner teilen.  Wir glauben, dass es noch Hoffnung gibt, die Umwelt für kommende Generationen zu schützen. Doch ist dies eine Aufgabe, die wir nicht alleine vollbringen können. Vielmehr steht es in unserer kollektiven Kraft, diese Veränderung zu vollziehen. Daher rufen wir euch alle, die AktivistInnen von End Ecocide aber auch alle anders engagierten Mitmenschen auf, sich an allen Veranstaltungen zu beteiligen,  welche die Anerkennung des Ökozids im Allgemeinen sowie die Harmonie mit der Natur fördern, um ein gerechtes Gleichgewicht zwischen den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Bedürfnisse gegenwärtiger und künftiger Generationen zu schaffen.

Was will „End Ecocide“ erreichen?

What we want to achieve

Unser primäres Ziel ist die Anerkennung des Ökozids als internationales Verbrechen. Derzeit haben wir 17 vorgeschlagene Änderungen des Römischen Statuts entwickelt, um einen internationalen strafrechtlichen Rahmen zu kreieren, welcher den Schutz unseres Planeten sicherstellt. Dies soll erreicht werden, indem die globalen Gemeingüter sowie die irdischen Ökosysteme, auf welche sich die Menschheit stützt, bewahrt werden und sich menschliche Aktivität innerhalb der planetaren Grenzen abspielt. Des Weiteren würde die Einbeziehung wissenschaftlicher Standards die Möglichkeit eröffnen, die globale Umwelt auf supranationale Weise zu schützen. Dementsprechend betreiben wir derzeit Lobbyarbeit dafür, dass min. ein Mitgliedsstaat des Internationalen Strafgerichtshofes unsere vorgeschlagenen Änderungen des Römischen Statuts unterstützt. Auch werden wir weiterhin daran arbeiten, bis zur nächsten Revisionskonferenz im November 2017 möglichst breite Unterstützung von möglichst vielen IStGH Mitgliedsstaaten zu erhalten.

Was ist das Römische Statut? Wie würde Ökozid für das Völkerrecht gelten?

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Das Römische Statut ist die Gesetzgebung, die den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) bestimmt und ins Leben gerufen wurde, um die Straffreiheit der schwersten Verbrechen zu  beenden. Im Rahmen  des Statuts anerkannte Verbrechen sind Kriegsverbrechen, Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verbrechen der Aggression. Hierbei schließt die Definition von Kriegsverbrechen weitverbreitete, langfristige und schwere Schäden an der natürlichen Umwelt mit ein. Dennoch gibt es zurzeit keine Vorkehrungen zum Schutz der Umwelt vor solchen Schäden während Friedenszeiten. In Anbetracht des Ausmaßes und der globalen Auswirkungen sollte Ökozid jedoch als ein Verbrechen aufgefasst werden, das der universellen Gerichtsbarkeit unterliegt. Der Grundsatz der universellen Gerichtsbarkeit ergibt sich dabei aus der Annahme, dass bestimmte Verbrechen so schwerwiegend sind, dass diese die internationale Gemeinschaft als Ganzes betreffen. Infolgedessen ist es die Aufgabe, wenn nicht sogar die Pflicht, der Nationalstaaten, für das beste gemeinsame Interesse der Menschheit zu handeln sowie rechtliche Schritte gegen Verursacher internationaler Verbrechen einzuleiten. Angesichts der erheblichen Auswirkungen und der Neigung juristischer Personen, ein solches Verbrechen wie Ökozid zu begehen, muss dieses als eine Straftat verschuldensunabhängiger Haftung verstanden werden. Dies bedeutet, dass Haftung nicht durch böswillige Absicht, sondern vielmehr auch durch Kenntnis der Konsequenzen der Handlung einzelner Personen oder Rechtsträger begründet werden kann.

Warum wollen wir das Römische Statut ändern?

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Die Hauptidee ist einfach: Wir glauben, dass die Zerstörung des irdischen Ökosystems, auf welches sich die menschliche Bevölkerung stützt,  einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichkommt. Daher muss Ökozid als internationales Verbrechen Anerkennung erfahren; als eine Rechtsverletzung, für welche das Prinzip der Staatssouveränität nicht in Anspruch genommen werden kann, um sich der Haftung zu entziehen und auch diejenigen in übergeordneten Positionen zur Rechenschaft gezogen werden können. Denn Menschen konstituieren einen unabdingbaren Teil der Natur und ihr Handeln zieht Folgen für die natürliche Umwelt ebenso wie für die Menschheit selbst nach sich. Dabei beinhalten die Bedeutung der globalen Gemeingüter und der Ökosysteme sowie die Pflicht der Menschheit, diese zu schützen, transgenerationale Rechte wie das Recht  auf eine gesunde Umwelt. Somit würde die Anerkennung des Ökozids im Völkerrecht diese Rechte verankern und die Kontinuität des Lebens sowie der Menschheit gewährleisten. Ebendies ist die radikale Veränderung, die wir brauchen, und wir bauen eine globale Bewegung auf, um diese Realität werden zu lassen.